top of page

05. Februar 2015

Es ist am Morgen des 04. Februar 2015, als ich wie jeden Morgen aufwache und nach Simba, meinem Kater schaue. Meine Schwester ist bei mir und schläft noch. Sie bekommt nicht mit, welches Drama sich anbahnt.

Simba sitzt neben mir am Bett, ganz dicht, so ungewohnt dicht. Als ich aufstehe, schiebt er sich rückwärts nach hinten und ist unter dem Bett. Ich gehe zur Toilette und wundere mich. Von der Toilette zurück gehe ich wieder zum Bett und ziehe ich unter dem Bett hervor.

Erst da merke ich, dass er sich nicht auf den Hinterbeinchen halten kann und so mehr schon halb auf dem unteren Rücken sitzt. Ich nehme ihn zu mir hoch, rede mit ihm. Als ob er mich verstehen könnte... Aber er weiß, ich bin da jetzt und nur für ihn. Ich denke es geht ihm vom Kopf her gut, auch wenn er nicht auf die Beine kommt. Er scheint mir klar zu sein und fit wie immer. So sitze ich die ganze Zeit auf der Couch mit ihm, bis meine Schwester aufwacht und zu mir in die Stube kommt. Ich erzähle ihr von Simba und sie merkt eigentlich auch wie ich, dass es nicht gut aussieht.

Es dauert nicht lange, da strampelt sich Simba von mir los und kommt irgendwie die Couch runter. Er kann aber nicht laufen. Bei seinem Versuch irgendwo hin zu kommen, zieht er einfach seinen Hinterkörper nach. Es sieht schlimm aus, wie er sich abmüht. Dennoch schafft er es, neben mir die wirklich hohe Couchlehne wieder hoch zuspringen. So wie er es doch sonst auch immer getan hat. Kraftvoll hält er sich mit den Vorderpfoten im Polster fest und zieht sich hoch. Ich kann das nicht mit ansehen und nehme ihn dort oben runter, bevor er noch fällt. Es ist noch immer nicht in seinem Kopf angekommen, dass etwas nicht stimmt. Er scheint keine Schmerzen zu haben. Trotzdem ist zu spüren, dass etwas anders ist. Wenn ich ihn bei mir auf dem Schoß habe, bleibt er an diesem Tag für längere Zeit eingekuschelt bei mir. Das hat er früher nie getan. Ich liebe und genieße es sehr. Ich mache mir große Sorgen und kann es nicht erwarten, bis der Nachmittag kommt um endlich zum Tierarzt gehen zu können, wo man schon auf uns wartet.

Weil Simba nicht laufen kann, füttere ich ihn mit der Hand, bringe ihm Wasser, trage ihn zum Katzenklo. Alles nur für ihn. Weil ich ihn liebe. Sehr viel frisst er nicht, er trinkt gut, aber auf dem Klo passiert nichts, auch wenn ich sehen kann, das er eigentlich will.

Am Nachmittag fährt Dort mit uns zusammen zum Tierarzt. Sie ist so lieb und geduldig.

Die Ärztin kennt ihn schon, kann sich jedoch nicht richtig erklären was ihm fehlt. Leider hab ich nicht mitbekommen, was in der Nacht passiert sein kann, denn am Abend zuvor war er noch gesund und munter. Er wird gewogen und ich bin irgendwie erschüttert, dass mein Wuschelkater nur noch 3,9 Kilo wiegt. Doch mit seinen fast 17 Jahren kann man schon an Gewicht verlieren. Er wird dann abgehört und es werden Rötgenbilder gemacht. Es ist darauf nur zu sehen, dass seine Aorta stark vergrößert ist. Und dass er einen Herzfehler hat wussten wir ja schon. Da er wohl auf dem Klo nicht sein Geschäft erledigen kann, ist seine Blase vergrößert. Es wird vermutet, dass er etwas an der Wirbelsäule hat. Ich entscheide mich, ihn über Nacht in der Praxis zu lassen, wo man ihn weiter unter Beobachtung haben würde, ihn füttert und die Blase entleeren kann.

Über weitere Schritte kann und mag ich nicht nachdenken und fahre mit meiner Schwester erstmal heim.

Am Abend ruft die Ärztin bei mir, es würde ihm soweit gut gehen, er würde gut fressen und die Blase wäre leer. Wir sollten abwarten, ob es wieder auf die Beine kommt.

Am nächsten Morgen muss meine Schwester wieder nach Hause fahren und ich zur Arbeit gehen.

Um halb zehn ruft mich die Chefin der Praxis an. Die Vermutungen wegen der Wirbelsäule verhärten sich und langsam würde er Anzeichen von Schmerzen haben. Er hat wieder gut gefressen und die Blase ließe sich gut entleeren. Wegen dem wahrscheinlichen Bandscheibenvorfall sind die Nerven so betroffen, dass er Probleme mit den Reflexen hat. Die Chefin sprach es in diesen Minuten das erste Mal aus:

"Wir können so weitermachen, sehen, ob er wieder auf die Beine kommt und sie kommen jeden Tag, damit wir ihm bei der Blase helfen er müsste dann in einem Käfig liegen, damit sich der Rücken erholt. Wir können ihn operieren lassen und schauen, ob es sich bessert. Die Aussichten sind aber nicht so gut, weil Simba Herz und Nierenkrank ist. Oder sie lassen ihn einschläfern."

Natürlich ist es meine Entscheidung.

Ich sitze im Büro und die Welt stürzt über mir ein. Mein treuer Gefährte Simba, herzensgut, kuschelig weich und lieb...

Meine Tränen kullern und ich rede mit der Chefin.

"Was ist das für eine Belastung für Simba, den ganzen Tag zu liegen und nicht herumlaufen und springen zu können. Das ist kein Leben für ihn. Eine Operation sehe ich auch nicht als erfolgreich an. Er ist doch nur noch eine Handvoll. ..." Sie stimmt mir zu.

Ich habe eine Stunde für mich, um mich zu entscheiden. Ich kann nicht mehr.

Ich treffe eine nie dagewesene und die für wohl schwerste Entscheidung in meinem Leben. Ich möchte Simba das Leiden ersparen.

Kurz darauf telefoniere ich noch zweimal mit der Praxis.

Es ist unerträglich.

Um 18:20 Uhr schreibe ich an Maik:

Ich habe mich heute unter sehr vielen Tränen dazu entschlossen, Simba einschlafen zu lassen. Wir haben dann telefoniert und zusammen geweint.

Ich wollte und konnte nicht dabei sein, so habe ich mich von Simba nicht mehr verabschiedet. Er hat sich mit einer immensen Arztrechnung dafür bei mir gerächt 444 Euro.

Immer wieder muss ich an ihn denken. Er stromert nicht mehr durch meine Wohnung,er schläft nicht mehr bei mir und ich finde kaum noch Katzenhaare, er fehlt mir so. Sein Mautzen, wenn wir uns unterhielten, wenn ich nach ihm rief und es sich anhörte, als ob er antworten würde... wie oft muss ich an ihn denke und mache mir Vorwürfe, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Sicherlich nicht.

Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen, als er zu mir kam. So klein und kuschelig. Ich vergesse nie unsere erste gemeinsame Nacht. Ich legte für ihn ein Handtuch zwischen die beiden Kopfkissen in meinem Bett und er setzte sich darauf. (Auch später setzte er sich auf fast alles, es hätte auch ein kleiner Waschlappen sein können.) Er saß so brav, die Pfötchen ganz eng beieinander und schaute mich an. Ich schlief irgendwann ein. Als ich am Morgen erwachte war er da, schaute mich an, als wäre er nie weg gewesen.

Doch nun erfüllt sein Wesen diesen Raum nicht mehr und hinterlässt einfach nur Leere.

Blog-Einträge:
Tags:
bottom of page